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Fuldaer Hochschulschriften

Fuldaer Hochschulschriften

Im Auftrag der Theologischen Fakultät Fulda herausgegeben von Jörg Disse in Zusammenarbeit mit Richard Hartmann und Bernd Willmes

Richard Hartmann (Hrsg.)

Bilderwechsel

Kirche – herausgefordert
durch ländliche Räume

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

© 2012 Echter Verlag GmbH, Würzburg

Inhalt

Vorwort

Dagmar Denker

Einführung

Richard Hartmann

Zeichen der Zeit : Neu sehen

„Bilderwechsel“ – Akzente zur pastoralen Neuausrichtung im Spiegel ausgewählter aktueller Verlautbarungen deutscher Bischöfe

Hubertus Schönemann

Zeichen der Zeit sehen

Gerhard Stanke

Landsichten

Stärken und Schwächen unserer Dörfer – Wie könnte ein Fitnessprogramm für die Zukunft aussehen?

Gerhard Henkel

Der ländliche Raum im Wandel von der Industrialisierung bis zur Globalisierung

Alois Glück

Gestaltwandel

Bilderwechsel – Des Kirchtums neue Kleider: Wie Kirche sich landläufig neu gestalten kann

Stefan Weyergraf gen. Streit

Damit Kirche in der Fläche bleibt: Das Modell der Verbände bietet eine große Chance für eine zukunftsfähige Landpastoral

Richard Stefke

Partizipation und Innovation in ländlichen Räumen am Beispiel bürgerschaftlichen Engagements. Der Verein „Hilfe von Haus zu Haus“

Maria Hensler

Der Beitrag der Landvolkshochschulen im Prozess der Kirchenentwicklung am Beispiel der katholischen Landvolkshochschule „Anton Heinen“ Hardehausen

Stephan Kreye

„Kirche in der Fläche“ als Schwerpunktthema im Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland

Jürgen Schilling

Theologische Einsichten

Gottes Landpastoral: Was macht ein Stadtbewohner auf dem Land?

Hans-Joachim Sander

Land ist mehr

Birgit Hoyer

Konzeption der konzeptionellen Offenheit: Herausforderungen – Nachfragen – Konkretionen

Richard Hartmann

Autorenverzeichnis

Vorwort

Dagmar Denker

Es mag sein, dass „Land“ und „Stadt“ einmal sehr unterschiedliche Lebensräume waren – zumindest in den Bildern, die wir in uns tragen. Das habe ich als „westfälisches Landei“ sehr eindrücklich erlebt. Wir spielten im Dorf auf dem Hof und auf der Straße, jeder kannte jeden, alles war vertraut und geregelt; wir feierten zusammen und weinten gemeinsam, wir kauften in „unserem“ Laden, gingen in „unsere“ Kirche.

Natürlich erlebten wir alle die Kehrseite dieser Idylle: soziale Kontrolle, Engstirnigkeit, sehr begrenzte Freiräume, wenig Mobilität ∇ eine kleine Welt eben. Aber es waren und sind doch vor allem die positiven Bilder, die blieben − schöngefärbt und schöngeredet. Die „große“ Stadt, damals in unerreichbarer Entfernung (40 Kilometer), war Reiz und Bedrohung zugleich.

Es ist kein Geheimnis, dass diese Bilder heute nicht mehr stimmen – und vermutlich die Wirklichkeit immer nur sehr unzureichend abgebildet haben. Dennoch verstärkt sich der Eindruck, dass sich ein nicht unerheblicher Rest dieser Vorstellungen erhalten hat und gepflegt wird; nicht zuletzt, weil wir uns nicht davon trennen wollen. Ein Rest an Nestwärme und Idylle möchten wir uns nur allzu gern erhalten.

Ähnlich gilt das auch für unsere religiösen Sehnsüchte und Vorstellungen. Auch da sehnen wir uns allzu oft nach Bildern der Vergangenheit, die sich in der Rückschau mehr und mehr verklären und die Wirklichkeit verschwimmen lassen. Umso bedeutsamer ist es, bei allen pastoralen Fragen (eine) Wirklichkeit wahrzunehmen, die möglichst unbelastet ist von überholten Bildern, übersteigerten Ängsten und gepflegter Wehmut. Es geht um eine Wirklichkeit, die geprägt wird von Menschen dieser Zeit, in diesen Sozialformen, mit ihren Ängsten und Sorgen, ihrer Trauer und Angst dieser Tage.

Wie werden wir die Frage nach Gott in Zukunft (noch) vernehmbar und überzeugend stellen können? Wie werden wir das Evangelium lebendig halten und weitersagen? Wie und wo werden wir miteinander unseren Glauben feiern – in 10 Jahren, in 20 Jahren, in der kommenden Generation? Wie werden wir als Kirche weiterhin im Leben der Menschen in unterschiedlichen Lebensräumen Bedeutung haben? Das sind die eigentlichen Fragen, die sich hinter all den Bemühungen um die Pastoral und eben auch hinter dem Schlagwort der „Landpastoral“ verbergen.

Wir haben inzwischen verstanden, dass wir bei allen pastoralen Überlegungen sehr viel genauer hinschauen müssen auf die Lebensräume, die Menschen prägen und die von Menschen geprägt werden; dass wir die differenzierten Lebensentwürfe wahrnehmen müssen, die sie entwickeln, und dass wir gefordert sind, Wege zu finden, mit ihren veränderten Lebensumständen umzugehen: mit Vereinzelung, zerbrochenen Biografien und brüchigen Beziehungen. Immer wieder in Erinnerung rufen müssen wir uns, dass wir auf all diese bedrängenden Fragen nur dann eine Antwort geben können, wenn unser Suchen nach Antworten durchdrungen ist vom Vertrauen in einen Gott, der uns nicht jenseits dieser Wirklichkeit, sondern in den Menschen dieser Zeit entgegenkommt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass in einem aufrichtigen und einem dem Menschen zugewandten Suchen für uns als Kirche die wirklichen Aufbrüche und die eigentliche Erneuerung liegen.

Das Hünfelder Symposion zur Landpastoral, das in diesem Band wesentlich dokumentiert wird, hat viele der oben aufgeführten Blitzlichter im Licht der Wissenschaft und der kirchlichen Dokumente in den Blick genommen und hinsichtlich einer zukunftsfähigen Pastoral beleuchtet. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zu all den Prozessen, die im Moment nicht nur im Bistum Fulda zu tief greifenden Veränderungen führen und führen müssen. Viele Beiträge dokumentieren darüber hinaus, dass es bereits viele sehr konkrete Ansätze und gelungene Antwortversuche gibt. Dennoch markiert diese Dokumentation nicht das Ende, sondern einen neuen Abschnitt eines interessanten Weges, den wir vor uns haben − der allerdings durch die Erfahrungen ebendieser Veranstaltung noch einmal neuen Schwung aufgenommen hat.

Einführung

Richard Hartmann

Der vorliegende Band hat eine doppelte Funktion: Er versteht sich einerseits als Tagungsdokumentation der Tagung „Landpastoral“ in Hünfeld vom 10.–12. Oktober 2011 und greift bewusst über die rein wissenschaftlichen Beiträge hinaus eine Vielfalt von Tagungselementen auf: neben der Predigt von Generalvikar Stanke auch Erfahrungsberichte oder gar ein Arbeitsprotokoll. Andererseits soll über den Charakter der Tagungsdokumentation hinaus das Thema in einen weiteren Rahmen gestellt werden, um die Herausforderung der Landpastoral zu neuen Handlungsschritten zuzuspitzen.

Im ersten Abschnitt „Zeichen der Zeit: Neu sehen“ legt Hubertus Schönemann in der Durchsicht bischöflicher Dokumente Texte vor, die verdeutlichen, wie wichtig eine pastorale Neuausrichtung ist. In deren Grundaussagen wird bereits spürbar, dass auch auf höchster Ebene pastorale, konzeptionelle und planerische Veränderungen als notwendig erkannt worden sind. Gerhard Stanke ordnet in seiner Predigt den Prozess in die Rezeption der Rede von den Zeichen der Zeit von Johannes XXIII. und die Aufgaben der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ ein und stellt die provozierende Frage, was uns hindert, heute diese Zeichen zu verstehen.

Der zweite Abschnitt „Landsichten“ wendet den Blick auf die Landerfahrungen selbst. Der renommierte Geograph Gerhard Henkel entfaltet – auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung und aus gegenwärtigen Begegnungen heraus – die Chancen und Herausforderungen der Landregionen. Er wirft mit uns einen Blick „aufs Land“. Bei der Tagung selbst konnten wir uns dies noch anschaulicher durch die von den Fernsehanstalten produzierten Bilder und Schemen vor Augen führen: Klaus Bassiner vom ZDF präsentierte Einblicke in die Serienproduktionen der öffentlichen und privaten Medienanstalten. Mit dem Referat des Vorsitzenden des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken Alois Glück, das beim Renovabiskongress vom 1.∇3. September 2011 in Freising gehalten worden war, nehmen wir die Erfahrungen jahrzehntelanger politischer Arbeit mit in den Band auf, die nicht unmaßgeblich geprägt war von der eigenen Lebensgeschichte in der Katholischen Landjugend- und Landvolk-Bewegung.

Mehrere Beiträge dokumentieren im dritten Abschnitt den „Gestaltwandel“. Der Theologe und Künstler Stefan Weyergraf gen. Streit, der etliche Projekte der Umgestaltung von Kirchen auf dem Land begleitet, gewährt auch in diesem Beitrag den Leserinnen und Lesern Einblick in die Erfahrungen, die der Blickwechsel nach sich zieht. Richard Stefke befasst sich mit dem Gestaltwandel aus Sicht der Verbände, Stephan Kreye wendet sich der Institution einer Land-Volkshochschule zu. Kirchliches Engagement auf dem Land kann, wie Maria Hensler zeigt, auch als klassisch bürgerschaftliches Engagement verstanden werden. Mit Jürgen Schilling richten wir den Blick auf die Evangelische Kirche, die mit ähnlichen Herausforderungen ringt.

All diese Erfahrungen führen zu etlichen theologischen Fragestellungen, denen sich im vierten, „Theologische Einsichten“ betitelten Abschnitt Hans-Joachim Sander und Birgit Hoyer widmen. Hans-Joachim Sander geht auf das Verhältnis von Stadtreligion und Landreligion ein und fragt nach den Orten Gottes und den Heterotopen. Birgit Hoyer sieht, dass das Land anders ist, anders als viele erwartete Idyllen und auch wesentlich konfliktbeladener. Als Erfahrungshintergrund dient ihr das Schicksal der Vertriebenen in den Dörfern.

Was folgt aus all dem? Im abschließenden Beitrag versucht Richard Hartmann die wichtigsten Herausforderungen zu benennen, um fast schon eine Agenda für die pastoralen Zukunftsentscheidungen vorzulegen. Wer sich dem Thema „Kirche auf dem Land“ stellt, wird sich doppelt „umschauen“ müssen: zunächst einfach im Sinne aufmerksamen Wahrnehmens, dann aber auch im Sinne einer neuen und veränderten Ausrichtung des Handelns.

   Zeichen der Zeit: Neu sehen   

„Bilderwechsel“ – Akzente zur pastoralen Neuausrichtung im Spiegel ausgewählter aktueller Verlautbarungen deutscher Bischöfe

Hubertus Schönemann

Kirche im Transformationsprozess

Unzweifelhaft befindet sich die katholische Kirche in Deutschland in einem tief greifenden und fundamentalen Transformationsprozess. Unabhängig davon, ob man ihn an einen von außen – durch die veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten – in Gang gesetzten und somit als „aufgezwungenen“ oder als einen von innen heraus im Sinne eines gestalteten Aufbruchs versteht: Das Selbstverständnis, die Strukturen und die pastorale Praxis der Kirche sind im Wandel. Alte Selbstverständlichkeiten werden im besten Sinne frag-würdig, Neues bricht sich Bahn. Wenn die in diesem Band vertretene These, dass sich der derzeitige Umbruchsprozess der Kirche in ländlichen Räumen am deutlichsten zeigt und von dorther zu neuen Perspektiven und zu neuen Haltungen und Handlungsoptionen für eine missionarisch-lernende Kirche führt, so mag es als orientierende Lesehilfe dienlich sein, den Blick auf die pastorale Situation in ländlichen Räumen auf dem Hintergrund von Akzenten wahrzunehmen und zu deuten, die deutsche Bischöfe in ihren jüngeren Verlautbarungen über den Wandel der pastoralen und kirchlichen Situation insgesamt derzeit setzen. Möglicherweise erschließt sich von dort her die pastorale Situation in der Fläche als theologischer Ort, der Ausgangspunkt eines neuen pastoraltheologischen Erkenntnisprozesses ist. Dies kann zu einer dem Evangelium und der veränderten gesellschaftlichen Situation gleichermaßen adäquaten kirchlichen Praxis führen.

Die entsprechenden bischöflichen Verlautbarungen haben die Gestalt von Hirtenbriefen, Predigten und Ansprachen, die in unterschiedlichen Situationen gehalten und/ oder veröffentlicht wurden. Die Befassung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, jedoch wurde bei der Auswahl der Texte auf einen Bezug zur grundlegenden Neuorientierung in der Kirche und auf eine gewisse geografische „Ausgewogenheit“ geachtet. So kommen Bischöfe aus Bistümern zur Sprache, die eine mehrheitlich volkskirchliche Situation aufweisen, aber auch Bischöfe aus Diasporadiözesen im Norden und Osten Deutschlands. Dies macht deutlich, dass der Transformationsprozess zwar kontextuell in unterschiedlicher Weise begriffen und angegangen wird, dass aber in den meisten Bistümern die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des kirchlichen Zeugnisses erkannt worden ist.

Bischof Norbert Trelle, Hildesheim

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle nimmt in seinem Hirtenbrief zur Österlichen Bußzeit 2011 die Vorbereitungen zum Bistumsjubiläum zum Anlass, über die Veränderungen kirchlicher Pastoral nachzudenken.1 In Aufnahme des prophetischen Wortes „Es kommt Neues, schon kommt es zum Vorschein, seht ihr es nicht“ (Jes 43,18) entwickelt er „Prozesse lokaler Kirchenentwicklung“ für das Bistum Hildesheim im Sinne einer induktiven Pastoral, wie sie beispielsweise im pastoralen Ansatz der „Small Christian Communities“ versucht wird. Damit sei gemeint, dass jeder Ort ein bestimmtes Charisma hat. Aufgabe der Kirche sei es, „diese Chancen und Aufbrüche gemeinsam zu entdecken, sie weiterzuentwickeln und zu fördern“. Bischof Trelle sieht christliche Gemeinschaft zukünftig in vielfältigen und unterschiedlichen Formen, die Integration möglich machen, die Gemeinschaften für andere sind und sich an Gotteswort, Gebet und Gottesdienst orientieren. Grundlegende Dimension der Kirche ist für Trelle die Taufberufung der Christen als Geistträgerinnen und -träger. Er wirbt für eine Kirche, die offen für zukünftige Veränderung ist und Vertrauen in Gott und aufeinander wagt.

Bischof Felix Genn, Münster

Bischof Felix Genn betont auf seiner grundlegenden Ansprache vor 800 pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums Münster2 die veränderten gesellschaftlichen und pastoralen Herausforderungen, die dazu führen, dass eine bestimmte Sozialgestalt von Kirche zu Ende ist, in der nämlich jeder Bürger einer Kommune ein getaufter Christ ist. Diese Selbstverständlichkeit ist vergangen. In dieser Situation bestehe die Gefahr, sich als Kirche der Entschiedenen auf eine „reine Herde“ zurückzuziehen. Vielmehr müsse die Kirche das Geschenk der christlichen Berufung bedenken und ihre missionarische Sendung leben. Ziel sei ein authentisches Glaubensleben in der Vertiefung der persönlichen Beziehung zu Christus, in der inneren Aneignung dessen, was im Credo bekannt wird. Genn votiert für eine lebendige Feier der Eucharistie, die im Zusammenhang einer gelebten Eucharistie gesehen und vollzogen werden solle. Mystagogie, so der Bischof, beinhalte, Gottes Gegenwart im Leben der Menschen entdecken zu helfen. Dies geschieht insbesondere, indem die Glieder der Kirche ihre Sendung wahrnehmen (Laienapostolat). Die Zusammenführung von Pfarreien ist ein „Weg, der helfen kann, leichter die oft unter sich bleibenden kleinen ‚Gemeindefamilien‘ auf die Menschen, die außerhalb davon sind, zu öffnen und im Zusammenwirken vieler Charismen neue Wege zur Verkündigung des Evangeliums wagen und beschreiten zu können.“ So entsteht durch den Einsatz von Hauptamtlichen, Charismen und Begabungen ein Netzwerk von Gemeinschaften und eine Synergie von Aktivitäten. Nach Genn muss es die Möglichkeit geben, das Glaubensleben in einer sehr großen oder ländlichen gegliederten Pfarrei dezentral zu gestalten. Beheimatung vor Ort und gleichzeitig Durchlässigkeit auf die größere Einheit hin ist das Erfordernis einer mobiler gewordenen Gesellschaft. Es müsse ein besseres Miteinander der Dienste und Ämter mit dem Ziel der Sensibilisierung für die Armen und der Vertiefung des Glaubens geben. Der Bischof von Münster wirbt für eine Kultur der Wertschätzung und des Vertrauens, für eine „Seelsorge mit Gesicht“. In diesen Zusammenhang gehören für ihn auch Überlegungen zur Teilhabe der Laien am Leitungsdienst. Im Bereich Liturgie betont Genn die Bedeutung des Wortes Gottes, des Gebets, der Schönheit der Liturgie, bei der insbesondere die Eucharistiefeier als Zentrum der Sammlung erlebbar wird. In der Katechese weist Genn den punktuellen Kontakten mit Menschen eine hohe Bedeutung zu und verweist auf die Bedeutung der Kasualien. Für ihn verbindet sich jedoch damit die Frage, wie man mit den Menschen in Kontakt kommt. Vertiefung und Erneuerung des Glaubens seien vorrangige Optionen. So sollten sich Pfarrgremien, Seelsorgeteams und Pastoralkonferenzen als „Glaubensgruppen“ verstehen. Schließlich legt Bischof Genn Wert auf den Dienst „mit“ den Armen: Kirche bleibt da lebendig, wo sie sich denen zuwendet, von denen sie rein äußerlich nichts zurückbekommen kann.

Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Osnabrück

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nimmt im Geleitwort zu Beginn des Katechetischen Prozesses „Vom Wort des Lebens sprechen wir“ zu den Herausforderungen des heutigen Kirche-Seins Stellung.3 Sein primäres Ziel ist es, dass die Glieder der Kirche im Glauben erwachsen werden. Er verbindet damit ein Wachsen und Reifen in der Begegnung von Glaubenden und Suchenden. Im Weiteren beschäftigt den Bischof im Rahmen des Christ-Werdens, welche Türen geöffnet werden können, im Rahmen des Christ-Seins, wie ein Weg als lebenslange Glaubensvertiefung gestaltet werden kann. Christsein bekennen bedeutet für Bode Auskunftsfähigkeit und insbesondere die Entdeckung, Bildung und Stärkung glaubwürdiger Personen als Zeuginnen und Zeugen.

Erzbischof Hans-Josef Becker, Paderborn

In seinem Fastenhirtenbrief zur Österlichen Bußzeit 2010 „Die eigene Berufung entdecken und leben“4 stellt der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker den Prozess „Berufung 2014“ für sein Bistum in den Mittelpunkt. Angesichts der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen gilt es zu „lernen, die Zumutungen, die uns begegnen, aus dem Glauben an Gott anzunehmen“5. Wir „können und dürfen […] jetzt nicht einfach so weitermachen wie bisher!“6 Manches muss zugrunde gehen, anderes entsteht neu. Entscheidend sei für kirchliches Tun „das wirkliche Rechnen mit Gott im Leben des Einzelnen und im Alltag der Kirche“.7 Wenn der Ausgangspunkt der Pastoral die Erkenntnis ist, dass Gott mit uns unterwegs ist zum Heil der Welt, so ergebe sich daraus als Auftrag jeder einzelnen Kirchengemeinde, sich für die Umgebung zu öffnen, Schwerpunkte zu setzen und ihre Grundmotivation zu klären. Es geht nicht darum, so Becker, im Sinne einer „additiven Pastoral“ alles noch mehr draufzusatteln, sondern vielmehr darum, „das übliche Programm zugunsten eines solchen Innehaltens zurückzufahren“8. Erzbischof Becker unterstreicht die Verantwortung aller Getauften. Es geht nicht um die Aufrechterhaltung aller kirchlichen Strukturen, Organisationen und Einrichtungen, sondern darum, den Glauben mehr als bislang ins Gespräch zu bringen und miteinander zu erfahren. Zu diesem Zweck müsse sich eine stärkere Kultur des Willkommens entwickeln sowie das Bewusstsein, als Christen und als Gemeinschaft von Gott angesprochen und in seine Gemeinschaft berufen zu sein. Die zentrale Kategorie ist für Becker eine Pastoral der Berufung. Die Berufung der Amtsträger ist theologisch und pastoral-praktisch auf dem Horizont und im Dienst der Berufung aller Getauften zu entfalten.

Mit diesen Überlegungen schreibt der Erzbischof die Gedanken weiter, die er unter dem Stichwort „Perspektiven 2014“ bereits beim Diözesanen Forum am 21. 11. 2009 entwickelt hatte.9 Die derzeitigen Veränderungen „berühren den theologischen und geistlichen Kern dessen, wozu die Kirche da ist.“ Es ist wichtig innezuhalten, um Zeitreserven und Freiraum zu gewinnen für eine nüchterne und schonungslose Analyse dessen, was im Sinne der Glaubenserneuerung und -vertiefung nottut. Dem Fortbestand des Glaubenslebens haben sich alle Formen und Strukturen, auch die der neuen pastoralen Räume, und auch die der kirchlichen Verwaltung, der Schulen, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen, in Dienst zu stellen. Erzbischof Becker sieht die Notwendigkeit, hauptberufliche wie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche gut auszubilden und zu begleiten, sie vor allem zu befähigen, über ihren Glauben zu sprechen, ihre Glaubensfragen und Glaubenszweifel ernst zu nehmen, ihr Leben und das, was dazugehört, mit Kategorien des Glaubens deuten zu helfen.

Bischof Heinrich Mussinghoff, Aachen

Eine differenzierte Analyse der Situation bietet der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff in den „Leitlinien der Pastoral in den Gemeinschaften der Gemeinden des Bistums Aachen“.10 Er entwickelt einen dynamischen Begriff von Pastoral als beständig neues Kirche-Werden (Pastoral und Ekklesiogenese in den Grundvollzügen von Kirche) und einen weiten, weil differenzierten und damit missionarischen Begriff von „Gemeinde“. Mussinghoff spricht von Pastoral im Plural: Neben „Gemeinde“ treten pastorale Sachgebiete und Einrichtungen. Hier ist zu bedauern, dass in dieser Formulierung von „Gemeinde“ die bis dahin weite Sicht von Gemeinde gegenüber einer klassischen Pfarrei-Perspektive nicht mehr durchgehalten wird. Zentrale Kategorie der Pastoral sei die Begegnung mit Gott und untereinander. Der Aachener Bischof erinnert an das gemeinsame Priestertum der Gläubigen mit Anteil am Heiligen, Lehren und Leiten und das Priestertum des Dienstes sowie an das Verständnis der Kirche als Grundsakrament (Zeichen und Werkzeug) für die Welt.11 Er entwickelt den zentralen Begriff der „Weggemeinschaft“ zur Deutung kirchlichen Tuns. Missionarische Pastoral sei eine Tautologie, recht verstanden sei jede Pastoral missionarisch und die Kirche kein Selbstzweck. Im Folgenden entfaltet Mussinghoff seine Pastoraltheologie. Den Ungleichzeitigkeiten der Situation sei es geschuldet, dass es kein einheitliches Pastoralkonzept gebe. Kategoriale Seelsorge versteht er als Seismograf für Veränderungen in der Gesellschaft mit Rückwirkung auf die gesamte Pastoral. Er votiert für eine recht verstandene kirchliche Dienstleistungsorientierung. Es gehe darum, die Kräfte zu bündeln, sinnvolle Aufgabenteilung zu versuchen und das je spezifische Profil zu schärfen. Sozialraum- und lebensweltorientiert müsse heutige Pastoral sein und nicht-katholische Kooperationspartner (Ökumene, Stadtteilkonferenzen und Bürgerinitiativen) in den Blick nehmen. Der Bischof schlägt vor, zu diesem Zweck Kundschafterrollen für „religiöse Suche“ und für „soziale Not“ zu schaffen und zu besetzen.

Der Bischof von Aachen kann sich in Zukunft unterschiedliche Modelle von Leitung vorstellen, die jedoch allesamt geistlich akzentuiert sein sollen: Neben die „klassischen“ Modelle (can. 519/524: Ein Pfarrer als Leiter der Pfarrei, can. 526: Ein Pfarrer als Leiter mehrerer Pfarreien) tritt can. 517 §1 (gemeinschaftliche Leitung durch Priester) und §2 (Gemeinschaft von Personen auf Zeit zur Teilhabe an der Wahrnehmung der Pastoral, Modell Poitiers) als Gemeindeleitung im Team. Mussinghoff zitiert abschließend Bonhoeffer: „Wir sind wieder ganz auf die Anfänge des Verstehens zurückgeworfen […]. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“12

Bischof Dr. Gerhard Feige, Magdeburg

Unter dem Motto „Winterdienst oder Frühjahrsputz?“13 beleuchtet der Magdeburger Bischof Gerhard Feige Herausforderungen und Chancen der Gemeinden in gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüchen. Aus der Sicht eines ostdeutschen Bistums in radikaler Diasporasituation konstatiert Feige einen fundamentalen Gestaltwandel der Kirche. Personelle und finanzielle Ressourcen nehmen ab. Angesichts dieser Situation kann es nicht mehr nur um die Versorgung der bestehenden Gemeinden gehen, nicht darum, wie bisher, „den Laden am Laufen zu halten“. Für den Magdeburger Bischof bedeutet „Winterdienst“ eine gemeinsame Vergewisserung: Welche Nahrung brauchen die Menschen? Was stärkt, was macht Mut und Hoffnung? Zum „Frühjahrsputz“ gehört für ihn die Wahrnehmung eines zunehmenden Hungers nach geistlicher Tiefe. Neue Beauftragungen und Dienste entstünden oft gerade an den Orten, an denen es keine Hauptamtlichen mehr gibt. Kirchliche Einrichtungen erhalten größere Bedeutung, zu biografischen Anlässen wird nach Lebensbegleitung durch die Kirche gesucht. Es sei daher unter anderem Aufgabe der Kirche, ihre Haltung und Einstellung zu Menschen mit „gebrochenen Biografien“ zu überprüfen.

Feige schließt seinen Beitrag mit der Ermutigung, „auf Gottes Verheißung hin unsere Besitzstände aus der Hand zu geben und seine Gegenwart unter ganz neuen Formen zu entdecken. Hier in diesem Land, unter diesen Menschen, sind wir so als Kirche gefragt.“

Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt

Sein Erfurter Mitbruder Joachim Wanke hat am 30. 1. 2010 in einem Vortrag in der Katholischen Akademie in Berlin einen „Versuch der Verständigung über notwendige gemeinsame Schritte“ gemacht.14 Für Wanke ist entscheidend, dass der österliche Mehrwert, den der Gottesglaube schenkt, in den Blick kommen muss. Der Erfurter Bischof plädiert dafür, Veränderungen in Kirche und Gesellschaft wahrzunehmen („sehende“, „hörende Kirche“), das Evangelium neu in den Blick zu nehmen und in seinem Anspruch und seinem Zuspruch tiefer zu verstehen („urteilen“). Dazu muss alles auf den Prüfstand, was im Leben der Ortskirchen eine säkulare Eigendynamik entwickelt und sich von der Mitte des Evangeliums entfernt hat. Kirche sei Ferment im Ganzen, nicht Rückzugsort für die Vollkommenen. Weil sie dies unter eschatologischem Vorbehalt in Hoffnung versuche, sei sie „pilgernde Kirche“.

Schließlich sei die Verabredung konkreter, aber verbindlicher Schritte wichtig („handeln“). In diesem Zusammenhang ist es Wanke wichtig, lebensdienliche Kirche zu bleiben und noch mehr zu werden („dienende Kirche“). Es brauche eine Pastoral, die gestuft der unterschiedlichen Situation der Menschen Rechnung trägt. Es gebe Sakramente, die vor den Kirchentüren gespendet werden (Hans Urs von Balthasar). Wanke gebraucht das Bild der Veränderung der Aggregatzustände: Tragende Grundkomponenten einer christlich-religiösen Existenz werden sich in einem anderen Aggregatzustand bemerkbar machen und neue Ausdrucksformen ausprägen. Dafür ist es notwendig, das Handeln von Laien in der Kirche zu fördern und zu profilieren, auf kirchliche Leuchttürme zu setzen und insgesamt demütiger zu werden. Der Erfurter Bischof vertraut dem Glaubenssinn des Gottesvolkes zur Bezeugung des Evangeliums und erhofft sich einen Frömmigkeitsstil, der mit den geistigen und intellektuellen Fragestellungen der Zeit korrespondiert.

Bischof Dr. Karl Kardinal Lehmann, Mainz

Anlässlich der Diözesanversammlung des Bistums Mainz am 27. 8. 2011 und beim 20-jährigen Bischofsjubiläum von Bischof Bode am 1. 9. 2011 in Osnabrück hat der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, einen Vortrag mit dem Titel „Wohin geht die Kirche?“ gehalten.15 Er kennzeichnet den gesellschaftlichen Pluralismus als unhintergehbare Realität und fordert eine im Glauben begründete Diagnose und Interpretation der Zeichen der Zeit. Lehmann ermutigt „zum Spurenlesen: Nur wenn wir uns tief hineinbeugen in den Staub der Zeit, vermögen wir Spuren des Heils zu unterscheiden von Holz-, Ab- und Irrwegen.“16

Ebenfalls macht der Kardinal Mut zum eigenen Platz und wünscht sich mehr geistigen Wettbewerb: „Warum befragen wir andere nicht mehr nach ihren Konzepten und Lösungen, nach ihrem Menschenbild und Weltverständnis?“17 Schließlich ermutigt er zur konkreten Alternative und zum persönlichen Zeugnis in einem neuen (auch ökumenischen) Miteinander der Christen. Insbesondere die gesellschaftlichen Probleme sind für Lehmann konkrete Herausforderungen (Jugendarbeitslosigkeit, Fragen nach dem Sinn und den Vollzugsweisen menschlicher Sexualität, Umverteilung von Vermögen, Ungerechtigkeit in der Welt …). Es sei wichtig, die Radikalität und Einfachheit des Glaubens und die Leidenschaft für Gott wiederzugewinnen. Gegen Selbstgenügsamkeit gehöre das Über-sich-Hinausgehen zum Wesen der Kirche.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg

Schließlich kommt der Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit seinem viel beachteten Referat „Zukunft der Kirche – Kirche für die Zukunft. Plädoyer für eine pilgernde, hörende und dienende Kirche“ auf der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda zu Wort.18

Zollitsch begreift die kirchliche Gestalt unter den Begriffen von Pilgerschaft und Aufbruch: „Es gibt kein Reich Gottes, über das wir einfach verfügen könnten. Das Reich Gottes gewinnt Realität im Gang durch die Geschichte und beim Zug in die immer neue Fremde.“19 In diesem Zusammenhang verweist er auf „Fragen und Suchen der Menschen und deren uns fremde Welt als Ort christlicher Sendung.“20 Der Erzbischof plädiert nicht nur im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen dafür, „eine Kirche des Hörens (zu) sein“. Zollitsch wirbt für eine „Theologie des Scheiterns“ und für einen realistischen Blick auf den Menschen. Die Kirche erscheine oft zu sehr als Wissende und zu wenig als Lernende. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz fordert eine konsequente Option für die Menschen. Dialog sei, „die Wahrheit des Anderen aufnehmen und sie vom Anderen hören“21. Zollitsch ist davon überzeugt, dass die Menschen und die Welt der Kirche Entscheidendes zu sagen haben.22 Daher braucht es eine vertrauenswürdige Nähe und verlässliche Verbundenheit zwischen Kirche und Welt.23 Insgesamt benötige die Kirche nicht Reparaturen, sondern eine Verlebendigung des kirchlichen Lebens,24 eine vertiefte Sensibilisierung und neue Wertschätzung des Miteinanders.25 Große Bedeutung misst Zollitsch in diesem Zusammenhang einer offenen und angstfreien Kommunikation bei.

Zusammenfassung

Aus allen bischöflichen Äußerungen spricht die Einsicht in die Herausforderungen der veränderten gesellschaftlichen Situation und in die Notwendigkeit des kirchlichen Wandels. Erneuerung wird zumeist als ein geistlicher Prozess aufgefasst im Sinne des Hörens auf das, was Gott mit den Menschen und der Kirche vorhat, und eines Prozesses der Unterscheidung der Geister.

Daher votieren die Bischöfe einerseits dafür, die Situation des Menschen und der Gesellschaft in den Blick zu nehmen, wie sie ist, und sie als theologischen Ort für die Erkenntnis des Evangeliums wertzuschätzen. Andererseits ermutigen die Bischöfe angesichts der Unterschiedlichkeit der Situationen dazu, vor Ort auszuprobieren und in der Pastoral neue Wege zu gehen, was eine Prioritätensetzung und damit den Mut zum Weglassen von Bisherigem erforderlich macht. Theologisch bringen die Bischöfe das „Wofür“ von Kirche, ihren Auftrag und ihre Sendung, dem Evangelium zu dienen und die Gottesfrage wachzuhalten, deutlicher in den Blick, um von daher Strukturen und Praxis der Kirche neu zu entwickeln.

Die Bischöfe nennen verstärkt die Berufung der Getauften und Gefirmten, um dem Zeugnis der Kirche in ihren Gläubigen Gesicht zu verleihen. Es ist den Bischöfen offenbar klar, dass die Kirche der Zukunft eine pluriforme Kirche sein wird, die eine verstärkte diakonische Grundstruktur aufweisen muss. Ebenso deutlich ist, dass Partizipation und Integration erprobt werden müssen und dies zu neuen Modellen von Leitung und Verantwortung und somit zu neuen Formen von „Gemeinde“ führen wird. Dieser Kirche wird eingestiftet sein, dass Glaubende und Nicht-Glaubende voneinander lernen und miteinander handeln können. In allen Beiträgen ist das Bemühen festzustellen, eine Kirche vor Augen zu stellen, die gleichermaßen Weite, Nähe und Tiefe des Glaubens und des kirchlichen Miteinanders in Zeitgenossenschaft mit den Menschen der Gesellschaft realisieren kann.

1 Norbert TRELLE: „Seht her, nun mache ich etwas Neues“: Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit 2011. – http://www.bistumhildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/materialien/
index.html?f_action=show&f_entry_id=1628&f_back_action=
(23. 2. 2012).

2 Felix GENN: Ansprache am Tag der Seelsorgerinnen und Seelsorger am 7. 11. 2011 in Münster. – http://kirchensite.de/aktuelles/dokumentationen2011/dokumentiert-vortrag-von-bischof-genn-am-seelsorgertagam-07112011 (23. 2. 2012).

3 Franz-Josef BODE: „Vom Wort des Lebens sprechen wir“. Osnabrück, 2009. – http://www.bistum-osnabrueck.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/kprozess_
hirtenwort_bode.pdf
(23. 2. 2012).

4 Hans-Josef BECKER: Die eigene Berufung entdecken und leben. Paderborn, 2010. – http://www.erzbistum-paderborn.de/44-Angebote-Service/228-Downloads/355-Texte-des-Erzbischofs/2551,Texte-und-Ansprachen-von-Erzbischof-Hans-Josef-Becker.html (23. 2. 2012).

5 Ebd., S. 2.

6 Ebd., S. 3.

7 Ebd.

8 Ebd., S. 4.

9 Hans-Josef BECKER: Diözesanes Forum. Paderborn, 2009. – http://www.erzbistum-paderborn.de/medien/10639/original/355/k1_m10631.pdf (23. 2. 2012)

10 Heinrich MUSSINGHOFF: Leitlinien der Pastoral in den Gemeinschaften der Gemeinden des Bistums Aachen. – http://pastoralentwicklung.kibac.de/seiten/downloads?view=detail&id=a65806f1-3ee7-4a64-b2c8-9870c4cb4098 (23. 2. 2012).

11 Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, Nr. 10.

12 Dietrich BONHOEFFER: Gedanken zum Tauftag von D. W. R. Mai 1944. In: DERS.: Widerstand und Ergebung: Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft / Eberhard BETHGE (Hrsg.). Berlin: Aschendorff, 1977, S. 321–322.

13 Gerhard FEIGE: „Winterdienst oder Frühjahrsputz?“: Herausforderungen und Chancen der Gemeinden in gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüchen. In: DERS. (Hrsg.): Auf ökumenischer Spur. Münster: Evangelische Verlagsanstalt, 2011, S. 325–331.

14 Joachim WANKE: Katholische Kirche in Deutschland – wie geht es weiter?: Versuch einer friedlichen Verständigung über notwendige gemeinsame Schritte. Katholische Akademie Berlin, 30. 1. 2010. – http://www.bistum-erfurt.de/upload/2010/wanke_2010_katholische_Kirche_in_deutschland.pdf (23. 2. 2012).

15 Karl LEHMANN: „Wohin geht die Kirche?“ Mainz, 2011. – http://www.bistummainz.de/bistum/bistum/kardinal/texte/zukunftkirche.html (23. 2. 2012).

16 Ebd., S. 9.

17 Ebd.

18 Robert ZOLLITSCH: Zukunft der Kirche – Kirche für die Zukunft: Plädoyer für eine pilgernde, hörende und dienende Kirche. Fulda, 2010. – http://www.ebfr.de/html/aktuell/aktuell_u.html?&cataktuell=955|957&m=19781&artikel=7643&stichwort_aktuell=&default=true (23. 2. 2012).

19 Ebd., S. 2.

20 Ebd.

21 Ebd., S. 7.

22 Ebd., S. 8.

23 Ebd.

24 Ebd., S. 10.

25 Ebd., S. 13.

Zeichen der Zeit sehen1

Gerhard Stanke

Liebe Schwestern und Brüder,

Sie befassen sich auf Ihrer Tagung mit den Veränderungen in der Landpastoral. Aus einem Vortrag habe ich folgende Fragestellung im Blick auf Veränderungen in Gesellschaft und Kirche mitgenommen, die mich seither begleitet. Der Referent hat zunächst festgestellt, dass wir Entwicklungen gut analysieren können: Welche Faktoren spielen eine Rolle? Wie sind die Veränderungen verlaufen? Wie werden sie wahrscheinlich weiter verlaufen, wenn es keine einschneidenden Umbrüche gibt? Dann wird oft unvermittelt die Frage gestellt: Was müssen wir jetzt tun? Wie müssen wir darauf reagieren? Welche Konzepte müssen wir entwickeln? Davor ist aber – so der Referent − die Frage zu stellen: Was will uns Gott mit diesen Veränderungen sagen? Welche Botschaft von ihm liegt darin? Dahinter steht die Überzeugung, dass Gott durch die konkrete Wirklichkeit zu uns spricht. Die Antwort auf diese Frage liegt natürlich nicht auf der Hand. Sie ist auch nicht leicht zu finden. Aber diese Frage muss uns unterschwellig bei den Überlegungen begleiten in der Hoffnung, dass wir da und dort Elemente einer Antwort entdecken.

Ich meine, es war Max Frisch, der als Ziel seines literarischen Schaffens sinngemäß gesagt hat: Ich möchte eine Frage so stellen, dass der Leser ohne die Antwort nicht leben kann.