HERMANN SCHALÜCK

Den Gottesfaden erkennen

Die Ernte meines Lebens

 

Franziskanische Akzente

Für ein gottverbundenes und engagiertes Leben
Herausgegeben von Mirjam Schambeck sf und
Helmut Schlegel ofm

Band 16

 

 

 

 

 

Die Suche der Menschen nach Sinn und Glück ernst nehmen und Impulse geben für ein geistliches, schöpfungsfreundliches und sozial engagiertes Leben – das ist das Anliegen der Reihe „Franziskanische Akzente“.

 

In ihr zeigen Autorinnen und Autoren, wie Leben heute gelingen kann. Auf der Basis des Evangeliums und mit Blick auf die Fragen der Gegenwart legen sie Wert auf die typisch franziskanischen Akzente:

Achtung der Menschenwürde,

Bewahrung der Schöpfung,

Reform der Kirche und

gerechte Strukturen in der Gesellschaft.

 

In lebensnaher und zeitgerechter Sprache geben sie auf Fragen von heute ehrliche Antworten und sprechen darin Gläubige wie Andersdenkende, Skeptiker wie Fragende an.

HERMANN SCHALÜCK

Den Gottesfaden erkennen

DIE ERNTE MEINES LEBENS

Inhalt

Zur Einführung

1. Wurzeln und Visionen

Siedler oder Suchender?

Visionen sind wie Sterne

In Geistes Gegenwart

2. Gott erfahren – von Gott reden

Am seidenen Faden

Gottesrede heute

Existentielle Auslegung

„Mea res agitur“

Die richtigen Fragen stellen

Wenn Franziskus von Assisi heute predigen würde

Theologie der Befreiung

Mit Ohr und Herz und Fuß

Nada te turbe – Gotteserfahrung in engagierter Gelassenheit

Engagierte Gelassenheit: Jesus schreibt im Sand

In Berührung mit der Quelle bleiben

Ein Wunder der Verwandlung

Das Beispiel Marias

Kontemplation: Gott in allem finden

3. Jesuanisch leben

Wie „Inkarnation“ heute verstehen?

Befreiung als Programm

Ein Esel an Jesu Weg

Auferstehung ins Leben

Die weiße Rose der Hoffnung

Orientierung am irdischen Jesus

Der demütige Gott

Christologie von unten

Was bedeutet Erlösung durch Leiden?

Eine franziskanische Perspektive

Eine Spiritualität für heute

Ein Weg der Compassion

Das Beispiel von Bambamarca

Ein Kreuzweg in der Wüste von Nevada

Stationen der Hoffnung

Zerstörtes wird wieder heil – eine österliche Erfahrung

4. Meditieren

Symphonie für eine neue Welt

Gebet zum Heiligen Geist

Hymnus

Was bleibt?

5. Anmerkungen

6. Zum Weiterlesen

7. Abkürzungsverzeichnis

Zur Einführung

Je älter ich werde, desto mehr bin ich überzeugt: Zukunft braucht Herkunft. Wie steht es um mein Verhältnis zur Zukunft, meine persönliche, aber auch die unserer Gesellschaft, unserer Kirchen? Zur franziskanischen Bewegung, zu der ich gehöre? Zur Schöpfung, von der wir ein so kleiner Teil sind? Erfüllt mich der Blick darauf mit Zuversicht, mit Sorge, mit Resignation?

Der Blick zurück ist ebenfalls nicht einfach und geradlinig. Erich Kästner sagt unverblümt: „Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet die Menschen um. Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.“

Im vorliegenden Band erinnere ich mich. Erinnerung ist Leben. Es ist ermutigend, an das erinnert zu werden oder selber daran zu erinnern, was durch Gottes Kraft bewirkt wurde und gelungen ist, an die Zeichen seiner Nähe, Barmherzigkeit und Treue. Die Wurzeln liegen in Gottes Schöpferkraft. Darin eröffnet sich auch unsere Gegenwart und Zukunft.

Als Christen und Franziskaner sind wir keine Museumswärter oder Hüter einer gerade noch glimmenden Asche. Wir stehen in einer lebendigen Tradition. Wir leben in den Welterfahrungen der Jesusbewegung, die Verstand und Poesie, Rückgrat und Beweglichkeit, Charme und Begeisterungsfähigkeit hat. Auch Franz von Assisi war davon gepackt.

Sich der Geschichte Gottes zu erinnern stiftet wahrhaft Leben, stärkt uns den Rücken, weitet den Horizont und gibt, bei aller Mutlosigkeit und Enttäuschung, eine ungemeine Kraft.