Rainer Bucher

Christentum im Kapitalismus

Wider die gewinnorientierte Verwaltung der Welt

Rainer Bucher

Christentum
im Kapitalismus

Wider die gewinnorientierte
Verwaltung der Welt

Vorsicht also, und sprich nicht leichtsinnig vom Feinde. Man
klassifiziert sich durch seinen Feind. Man stuft sich ein durch
das, was man als Feindschaft anerkennt. (…) Der Feind ist unsere
eigene Frage als Gestalt.

Carl Schmitt

Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des
Politischen, Verlag Duncker & Humblot, Berlin 1963, 87

Das Besondere an der in der Neuzeit verbreiteten Auffassung des
Neuen besteht ja gerade in der Erwartung, es werde schließlich
etwas endgültig Neues in Erscheinung treten, daß es nach ihm
nichts noch Neueres mehr geben könne.

Boris Groys

Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie,
Carl Hanser Verlag München, 3. Aufl. 2004, 10

Es findet eine Inversion des Proletariats als Klasse statt. In deren
Folge ist das Individuum nicht Teil des Proletariats, sondern das
Proletariat Teil des Produktionsprozesses der eigenen Identität.

Luise Meier

MRX-Maschine, Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft 2018, 25

In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des
Falschen.

Guy Debord

Die Gesellschaft des Spektakels, Edition Tiamat, Berlin 1996 [1967], 16

Inhalt

Vorwort

Kapitalismus

I. Abgrenzungen

II. Die aktuelle Logik der Welt

Reaktionen

III. Formatierungen der religiösen Landschaft

IV. Katholische Kirche und Theologie

Perspektiven

V. Postmoderner Marxismus

VI. Prophetisches Christsein

Jenseits von Affirmation und Retro-Utopien

VII. Strategien und Taktiken

VIII. Balancen des Christlichen

IX. Alternative Praktiken, alternative Orte

X. Ein neuer politischer Katholizismus

XI. Reformatierungen der Theologie

Nachwort. Persönlich

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Vorwort

Die christlichen Kirchen Europas erleiden seit längerem einen unumkehrbaren Prozess des Machtverlustes. Dieser Abstiegsprozess wird im Christentum als Säkularisierung kommuniziert. Auch die Religionssoziologie folgt mehrheitlich diesem Paradigma.

Wie aber zeigt sich dieser epochale Vorgang, wenn man ihn nicht als Geschichte eines Verlustes, sondern einer Machtübernahme beschreibt und von jener Größe her analysiert, welche die Religionen beerbt? Diese Frage und die Konsequenzen, die sich für das Christentum daraus ergeben, bilden das Thema dieses Buches.

Es schließt an meine Publikation An neuen Orten, Studien zu den aktuellen Konstitutionsproblemen der deutschen und österreichischen katholischen Kirche, Würzburg 2014 an. Dort wurde im Vorwort die Hoffnung ausgesprochen, in einer zukünftigen Arbeit das im Titel genannte Neue nicht mehr von den Differenzerfahrungen zum Alten her zu sehen, sondern von dem her zu betrachten, was nun herrscht. Dies soll hier geschehen.

Als dieses Neue wird der „kulturell hegemoniale Kapitalismus“ bestimmt. Aus der Perspektive dieses neuen Souveräns zeigen sich interne Klassifikationen und Differenzierungen des alten Machthabers, wie jene nach Kirchen und Konfessionen, als ausgesprochen nachrangig. Zugleich bleibt dieses Buch das Werk eines deutschen katholischen Theologen. Die hier vorgelegten Ausführungen sind denn auch vorwiegend auf Europa bezogen, greifen aber immer wieder kontrastiv darüber hinaus. Auch haben sie vor allem die katholische Kirche im Blick.

Ich danke den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Seminare an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz zur „Kirche im Kapitalismus“ für vielfältige Anregungen. Wertvolle Hinweise lieferten zudem Gespräche mit Ottmar Fuchs, Birgit Hoyer und Martin Ott.

Meine Mitarbeiterin, Frau Ingrid Hable MA, und Heribert Handwerk vom Echter Verlag haben das Buch gewissenhaft lektoriert. Für diese gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit, nun schon über viele Jahre und einige Bücher bewährt, habe ich einmal mehr herzlich zu danken.

In spezieller Weise aber danke ich Eva Bucher, die mir in einer entscheidenden Phase der Entwicklung meiner Überlegungen eine äußerst hilfreiche und ermutigende Gesprächspartnerin war. Ich widme dieses Buch ihrer am 28. Dezember 2017 geborenen Tochter Anan, unserer Enkelin, die einmal wird überprüfen können, ob das hier Geschriebene irgendeine Relevanz besitzt.

Kapitalismus